„Eine heiße, an triebhafter Illusion sich ergötzende Begierde, ergriff Besitz von ihr. Sie hatte sich gegen ihn gewehrt, aber je länger er sich um sie bemühte, um so mehr nahm er Besitz von ihren Gedanken. Seine Gestalt, seine kräftigen Hände, die breite Brust, die strahlenden Augen und der sinnliche Mund brannten sich in ihre Gedanken und ließen ihr keine ruhige Minute mehr. Als er sie dann beim Frühlingsball zum Tanzen aufforderte, erfüllte sie ein seltsames Gefühl wilden Begehrens, das ihren ganzen Körper in Aufruhr versetzte. Er spürte es und ein wissendes Lächeln huschte über seine Lippen. Seine Hand glitt etwas tiefer auf ihre Hüften und drückte ihr Becken gegen seine Lenden. Er hörte, wie sich ihr Atem beschleunigte und sie sich wie ein Kätzchen an ihn schmiegte. Heute war die Nacht, in der es endlich geschehen würde. Seine Beharrlichkeit und Ausdauer hatten sich gelohnt und ihr herrlicher Körper war der Preis, den er sich errungen hatte. Er wusste, dass er dies auch ihrem alten lethargischen Ehemann zu verdanken hatte, dem sie außer den Füßen nicht mehr viel wärmen konnte.“
Donnerwetter! Was so herauskommt, wenn man einfach die Worte laufen lässt, ohne sich groß Gedanken zu machen. Der Unterschied zwischen Geschichten erzählen und zu schreiben ist nicht so groß, wie ich dachte. Man geht einfach seinen Ideen nach. Aber das Schreiben hat den Vorteil, dass man die vorbei huschenden Einfälle sofort notieren und die verschiedenen Möglichkeiten ausprobieren kann, während man sich beim Erzählen sofort entscheiden muss. Eine neue Zeile taucht auf:
„Ich glaube an die Sehnsucht, die wir nacheinander haben. Egal was passiert, egal wo wir sein werden, wir werden uns wiedersehen“, sagte Raoul mit leuchtenden Augen, „niemals werde ich deine Augen und dein Lächeln vergessen. Ich muss gehen, damit wir wieder zueinander finden können. Es ist nicht deinetwegen, es sind meine Zweifel, die mich forttreiben.“
Tränen treten mir in die Augen. Ist es das? Sind es seine Zweifel, seine Ängste, die ihn von mir weg führten, wann wird sich sein Herz entschieden haben, zu mir zurückzukehren. Werde ich dann wieder in seiner Welt sein?
Der Stift nimmt seine Arbeit wie von selbst wieder auf:
„Ganz Paris träumt von der Liebe“, dachte sie, „nur ich kann nicht mehr daran glauben.“ Gestern wollte sie sich mit einer Freundin in einem kleinen Cafe, auf Sacre Coeur treffen. Sie ging am Seine-Ufer entlang, genoss den träge dahin fließenden Fluss und die warmen Sonnenstrahlen der ersten Maitage. Ein Monat geschaffen für die Liebe. Mai in Paris. Sie dachte an Jean. Ein Mann wie aus dem Bilderbuch. Gutaussehend, charmant, ein exzellenter Küsser. Wenn er sie besuchte, brachte er Rosen und Konfekt. Verträumt sah sie aufs Wasser, als ihr Blick sich an einem Liebespaar verfing, das eng umschlungen nicht weit von ihr stand. Erst lächelte sie, von ihrem eigenen Glück beseelt, aber dann durchfuhr es sie wie ein Stich. Der Mann, der eine aparte junge Französin im Arm hielt und mit Blicken förmlich auffraß, war Jean. Kein Unglück hätte größer sein können, als dies.“
Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Das soll angeblich erleichtern. Aber das erwünschte Gefühl tritt nicht ein. Raoul, der eine andere genauso begehrlich anschaut wie mich?
Worte erscheinen auf der Buchseite:
„Meine Gedanken strecken sich nach dir aus, immer und immer wieder. Ich kann nichts dagegen tun. Ich sah dich und nichts ist mehr wie vorher. Alles hat sich umgekehrt. Hell ist dunkel, schwarz ist weiß. Du ahnst nichts davon, und doch ist es immer da. Du bist immer in meiner Nähe, egal wie viele Kilometer uns trennen“, oder Zeiten, ergänze ich in Gedanken.
Die Tinte läuft aufs Papier:
„Oder werden wir uns, wenn wir uns wieder begegnen, höflich sagen: wie nett dich wieder zu sehen. Verlegen von einem Fuß auf den anderen tretend, ein paar Floskeln austauschend. Sehe ich den Ring an deiner Hand und weiß, dass ich dich verloren habe. Eine andere Frau hat deine Wege gekreuzt und dein Herz erobert.“
Das ist das Leben. Schicksal hin oder her. Man sieht sich, verliebt sich, trennt sich, vergisst und alles beginnt von vorn. Ich hasse das Leben. Ich will nicht, dass sich alles wiederholt. Ich will mein Schicksal. Mein Schicksal mit Raoul. Aber mir ist klar, die Zeit läuft davon. Wer weiß, wie viele Tage, Monate schon vergangen sind, in meiner und in seiner Welt. Besonders wenn ich davon ausgehe, dass ich nicht weiß, wo ich bin und wie ich wieder zurückkomme. Es gibt nur eine Möglichkeit. Ich muss einen Bahnhof finden und dass möglichst bald.
Meine Hand diktiert die Worte:
„Wie wünscht ich mir du, würdest dich erinnern“, sagte sie.
Sie blickte in seine Augen, die starr gegen die Decke gerichtet waren. Er lag schon viele Jahre im Koma. Damals als der Unfall passierte, war ihr Sohn noch klein. Gerade ein Jahr alt. Sie musste für ihn sorgen und arbeiten gehen, ihm Vater und Mutter sein. Heute war er erwachsen, studierte weit fort von zu Hause. Trotzdem besuchte sie ihn, sooft es ihr möglich war. Sie hätte so gern ihr Herz noch einmal verschenkt, aber es wäre ihr wie Verrat vorgekommen.
„Die Zeit vergeht so schnell. Wie Rauch, der durch ein Schlüsselloch zieht“, flüsterte sie, „wahrscheinlich würdest du dich nicht erinnern, wenn du mich sehen würdest und wenn doch, dann wärst du sicher enttäuscht.“
Traurig blickte sie in den Spiegel. Ihre schwarzen Haare durchzogen Silberfäden und ihre Augen wirkten traurig und müde. Wie viele Nächte hatte sie Tränen vergossen. Sie hatte am Anfang gedacht, es würde vorübergehen, aber es ging nicht vorbei. Vielleicht weil es nie ein Ende gegeben hat.“
Es hatte nie ein Ende gegeben. Etwas, das gerade begonnen hatte, wurde jäh unterbrochen ohne das Entscheidendes passierte oder überhaupt passieren konnte.
Jemand schlägt den Vorhang des Zeltes zurück. Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die kostbaren Teppiche im Eingangsbereich und lassen sie in den schönsten Farben erstrahlen. Die Farben des Tages. Alles beginnt von Neuem. In dieser Nacht war alles so still, so fern. Ein sanfter Duft hüllte mich ein. Zimt und Gewürze, ein Hauch von Kakao und Marzipan. Jetzt erfüllt eine frische Brise das Zelt. Die kühle Morgenluft riecht nach Quellwasser und frisch gemähtem Gras.
„Guten Morgen“, höre ich eine angenehme Stimme und sehe Isidors Meister auf mich zu kommen, „hast du gut geschlafen?“
„Ja, danke“, sage ich, „könnte ich bitte ein Bad nehmen?“
Milans neugieriger Blick entgeht mir nicht, aber ich versuche mir nichts dabei zu denken.
„Folge mir bitte.“
Er macht eine einladende Handbewegung. Sein Gang ist geschmeidig und Milans Haltung drückt Stolz und Selbstbewusstsein aus. Seine silbernen Haare fallen heute Morgen offen über seine Schultern und geben ihm ein jungenhaftes, ja beinahe zeitloses Aussehen.
Milan schlägt einen dicken Vorhang zurück und lässt mich eintreten. In der Mitte des Raumes steht eine große Wanne mit Löwentatzen als Füßen. Das Wasser dampft und ein wohlriechender Schaum bedeckt die Oberfläche.
„Ich danke dir“, sage ich und lächele versöhnlich.
Milan deutet eine Verbeugung an und zieht sich zurück. Schnell entledige ich mich meiner Kleidung und lasse mich in das angenehm temperierte Wasser gleiten. Ich schließe die Augen. Der Duft der Badeessenzen ruft Bilder in meinem Inneren hervor. Warme Tage in südlichen Gefilden. Zypressen, Pinienwälder, Natursteinhäuser in Weinbergen, der Duft reifer Kornfelder und Lavendelplantagen. Sternklare Nächte, die Lieder der Zikaden, funkelnder Wein, sehnsuchtsvolle Lieder. Immer weiter versinke ich in meinen Träumen.
Eine zärtliche Hand streicht über meine erhitzte Haut, ich strecke mich ihr entgegen, ohne Scheu. Warme Lippen küssen meinen Hals, Finger umkreisen meine Brustknospen, die sich sofort unter seinem Begehren aufrichten. Immer wilder werden die Küsse. Immer weiter dringen seine Hände an meine geheimen Stellen vor. Er lässt sich zu mir in die Wanne gleiten. Ich dränge mich an seinen muskulösen Körper, spüre seine harte Erektion an meinem Bauch. Die Hitze des Wassers und seiner Verführung hat mich weich und fließend werden lassen.
„Komm zu mir“, höre ich mich in Gedanken flehen.
Mit einer geschickten Bewegung hebt er mich über sich auf seinen steifen Schwanz. Meine Liebessäfte lassen ihn wie ein scharfes Schwert hineingleiten und ein lustvolles Zucken durchzieht meinen Unterleib, als er mich so perfekt ausfüllt. Ich werfe meinen Oberkörper zurück, strecke ihm meine Brüste entgegen, die er sanft mit seinen Händen umfasst, und lasse mich auf und niedergleiten. Ich suche Halt an dem gewölbten Wannenrand. Immer schneller lasse ich mein Becken kreisen, heben und senken, bedacht ihn so tief wie möglich aufzunehmen. Mein Herz rast und mein ganzer Körper ist bis zum Zerreißen gespannt. Seine kräftigen Hände liegen auf meinen Hüften und halten mich in meinem zügellosen Ritt, bis mich ein wildes Pochen und Zucken, ein lustvoller Schrei durchfährt, meine Venus seinen Phallus mit heftigem Pulsen umklammert, er seine Lenden noch einmal mit aller Kraft nach oben drückt und sich heiß in mir verströmt.
Erschöpft und glücklich lasse ich mich auf seine Brust sinken. Er legt seine Arme um mich, bedeckt mein Gesicht mit vielen kleinen Küssen. Ich öffne meine Augen, sehe in Raouls Augen.
„Ich will dich“, steht darin geschrieben. Dann küsst er meine Lippen und nimmt mir den Atem.
„Noelle!“, eine ferne Stimme ruft nach mir, „Noelle!“
Verwundert öffne ich die Augen. Ich muss mich kurz sammeln.
„Ja, gleich!“, antworte ich verwirrt.
Wo bin ich? Wo ist Raoul? Mein Körper ist noch ganz satt und schwer von der Liebe. Er ist nicht hier. Ich bin allein. Das ist unmöglich. Ich spüre ihn noch in meinem Körper. Seinen harten Schwanz, seine Hände, die meine Brüste umfassen, seine Finger, die meine Knospen necken. Das kann kein Traum gewesen sein! Und doch bin ich allein in dem Baderaum. Meine Lippen brennen von seinen gierigen Küssen, und selbst sein harter Stoß lässt meine Hitze erneut aufsteigen, wenn ich es mir vorstelle.
„Noelle, das Frühstück ist bereit.“
Das ist Isidor.
„Ich bin gleich da, nur noch einen Moment.“
Hastig steige ich aus der Wanne und kleide mich an. Ich taumele, weil mir schwindelig ist. Ich bin ausgelaugt von der Heftigkeit meiner Ekstase. Ich habe mich solange danach verzehrt ihn endlich ganz zu fühlen, dass die Erfüllung mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Die Befriedigung, die mich erfüllt, macht mich lasziv und aufreizend.
Isidor sieht mich mit einem merkwürdig forschenden Blick an. Er führt mich zurück in den Hauptraum, wo auf einem niedrigen Tischchen ein reichhaltiges Frühstück breitet wurde. Wir sitzen auf Kissen, auf dem Boden. Ich lasse mich so anmutig wie möglich darauf nieder. Meine Augen halb geschlossen, mein Körper weich, wie der einer schläfrigen Katze, noch völlig gefangen von dem ungestümen Liebesakt, versinke ich in den Bodenpolstern. Ich spüre Milans Blick und hebe meine Augen. Für einen winzigen Moment sehe ich ein goldenes Glitzern in ihnen, aber meine Gedanken sind einfach zu schlaff, um mir jetzt den Kopf zu zerbrechen.
Nach dem Frühstück, dränge ich drauf weiter zugehen, auch wenn sich meine Beine wie Wackelpudding anfühlen.
„Du kannst gerne noch bei uns bleiben“, sagt Milan freundlich und seine hellen Augen sehen mich durchdringend an, „es ist Platz genug in meinem Zelt.“
„Nein, dank. Ich schätze deine Gastfreundschaft, aber ich muss jemanden finden. Außerdem muss ich versuchen, meinen Auftrag zu erledigen und eine Geschichtenerzählerin zu werden.“
Milan nickt verständnisvoll.
„Wirst du auch über uns erzählen?“
„Natürlich“, ich lächele ihn an, „ich bin mir nur nicht sicher ob ihr ein Produkt meines Geistes oder einfach nur einer anderen Zeit entsprungen seit. Aber ohne euch wäre die Geschichte nicht vollständig.“
„Ich möchte dir zum Abschied etwas schenken“, Milan greift nach einem kunstvoll geschnitzten Kästchen, „öffne es.“
Er reicht es mir und ich hebe den Deckel. Darin liegt ein Kartenspiel mit verschlungenen geheimnisvollen Bildern und Zeichen. Farbenprächtig und von Meisterhand gestaltet.
„Es ist ein besonderes Kartenspiel“, erklärt er, „es trägt nicht nur die Bedeutung des Bildes, dass du auf jeder Karte siehst, sondern jede Karte trägt auch seine ganz eigene Geschichte. Wenn du genau darauf hörst, wirst du sie erkennen und sie wird deine Erzählungen bereichern und dir ein Weg der Inspiration sein.“
„Ich danke dir, Milan.“
Ich stecke den Kasten in meinen Rucksack. Dann reiche ich ihm die Hand. Er zieht sie an seine Lippen und drückt einen warmen Kuss auf meinen Handrücken, während sein Blick mich durchdringt. Ein aufreizend wissender Ausdruck liegt darin, der mir sagt, dass es Dinge gibt, die sich meiner Kontrolle entziehen. Ich bin mir über diese Dinge im Klaren, aber es gefällt mir nicht unbedingt.
„Ich wünsche dir eine gute Reise, mögest du finden, was du suchst. Isidor wird dich zum nächsten Bahnhof geleiten.“
Ich sehe ihn noch einmal ganz aufmerksam an, schüttele nur meinen Kopf und folge Isidor.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als ich in der Ferne ein Bahnhofsgebäude sehe und der Wind das Rauschen eines Zuges herüberträgt. Ich bleibe stehen und sehe mich nach Milans Zelt um, aber es ist wie vom Erdboden verschluckt.
„Tja, hier verändern sich die Dinge in Sekundenschnelle“, bemerkt Isidor, als er meinen verwunderten Blick auffängt.
„Das sehe ich. – Du darf ich dich mal was fragen?“
„Klar, immer doch“, antwortet er und schaut mich gespannt an.
„Wie lange war ich hier?“, frage ich vorsichtig.
Nach meiner Erfahrung bei Lady Shelley bin ich vorsichtig geworden.
„Einen Tag, eine Nacht und einen halben Tag“, beantwortet Isidor meine Frage umständlich.
„Zum Glück“, atme ich auf.
„Wieso? Ist das ein Problem?“
„Nein, aber als ich das letzte Mal ausgestiegen bin, war ich drei Monate dort gewesen, obwohl ich das Gefühl hatte, es wäre nur eine sehr kurze Zeit gewesen.“
„Oh, da mach dir nur keine Gedanken. Hier läuft die Zeit parallel zu eurer Zeit.“
Wir sind inzwischen in der Nähe des Bahnhofgebäudes angekommen.
„So“, Isidor stellt meinen Koffer ab, „ich werde mich jetzt von dir verabschieden, die da“, er deutet auf den Bahnhof, „müssen mich nicht sehen.“
Ich beuge mich zu ihm herunter, streiche über seinen Wuschelkopf und umarme ihn.
„Ich wird dich vermissen“, flüstere ich, „schön, dass ich dich getroffen habe und vielen Dank noch mal, dass du mich vor Poseidon gerettet hast.“
„Kein Problem“, Isidor zwinkert mir zu, „ich wünsche dir eine gute Reise und denk manchmal an mich.“
„Das werde ich“, sage ich leise.
Ich blicke hinter ihm her, bis er sich meinen Blicken entzieht. Aufgelöst in einer leichten Brise. Ein Elementar zu sein hatte auf jeden Fall nicht zu unterschätzenden Vorteile. Man kann sich in Luft auflösen, die unberechenbaren Götter in ihre Schranken verweisen und sich ein Feuer anzünden, wann immer man es braucht. Soviel Macht haben nicht einmal die Götter, dass ihre Pläne nicht von einem höheren Wesen durchkreuzt werden können. In gewisser Weise beruhigt mich das. Allein Zeus mit seinem cholerischen wollüstigen Wesen braucht jemand, der auch ihn in seine Schranken weist, damit er nicht zu viel Dummheiten anstellt. Die Olympier sind wie Kinder, die die Menschen als ihre Spielzeuge ansehen und sie willkürlichen Experimenten aussetzten, um zu sehen, was wohl dabei herauskäme. Keine nette Art mit Schwächeren umzugehen.
Ich ziehe meinen Trolley zu dem Bahnhofsgebäude und steige die Treppen hinauf. Als ich die Schwingtür aufdrücke, steigt mir ein herrlicher Duft von Kaffee in die Nase. Wenn der nur halb so gut schmeckt, wie er riecht, dann muss er ausgezeichnet sein. In der schlichten Halle ist ein kleiner Backshop. Hinter dem Tresen steht eine dralle Verkäuferin, die das Thema Backwaren verkörpert, als sei sie dazu geboren. Ihre blonden Locken fallen in großzügigen Wellen über ihren Rücken, gehalten von bunten Bändern. Die weiße Schürze überstrahlt die Sahnetorten um ein vielfaches und ihr Blümchenkleid schreit „bunte Zuckerstreusel“. Ihre rosa Wangen riechen nach Weihnachtsbäckerei und sie duftet auch so. Marzipan, Zimt, Orangeade und Pfefferkuchen. Der ganze Backshop ist zudem in eine wundervolle Wolke aus frisch geröstetem Kaffee gehüllt. Die Verkäuferin strahlt mich an, und als ich auf sie zusteuere, fragt sie mich:
„Darf ich ihnen einen Kaffee machen?“
„Oh, das wäre herrlich“, seufze ich und sauge sämtliche Wohlgerüche ein, die mir entgegenströmen.
„Café au Lait?!“
„Sie sind eine Hellseherin“, schmunzele ich.
„Und eine Blätterteig-Nuss-Nougat-Schnecke?“
„Oh ja!“
Ich strahle die nette Dame an. Sie gibt das Strahlen zurück und verpackt mir das Blätterteigstückchen in eine weiße Schachtel, deren Ränder hübsch perforiert sind, und bindet sie mit einer roten weiß gepunkteten Schleife zu. Dann lässt sie einen dampfenden Espresso in einen schlichten weißen Porzellanbecher fließen und vermischt ihn mit einer Portion heiß schäumender Milch. Der Duft ist so himmlisch, dass es mir den Atem verschlägt.
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